Manche Katzen fressen Plastik oder andere unverdauliche Dinge. Auch Elvis nascht gerne an Folien aus Kunststoff. Die Ursache für die Essstörung, die Pica-Syndrom genannt wird, ist nicht bekannt. Es gibt jedoch einige Theorien über dieses ungewöhnliche Verhalten.
Inhaltsübersicht
- Plastikfresser Elvis
- Auch andere Katzen fressen Plastik
- Das Pica-Syndrom bei Katzen
- Pica-Syndrom: Ursachen
- Unwiderstehliche Stoffe im Plastik
- Plastik fressen kann gefährlich werden
- Maßnahmen zur Vorbeugung
Plastikfresser Elvis
Elvis ist ein Plastikfresser. Er ist süchtig nach dem Zeug. Der Stoff seiner Träume ist dünn, weiß und durchsichtig. Wenn ich Klamotten von der Reinigung nach Hause bringe, muss ich höllisch aufpassen, dass kein Fitzelchen des Plastiküberzuges zu Boden fällt, denn es würde bei nächster Gelegenheit von Elvis gefressen.
Vor allem durchsichtiger Kunststoff hat es ihm angetan – so zum Beispiel die Zellophan-Verpackungen von Süßigkeiten. Aber auch Einkaufstüten üben eine magische Anziehungskraft auf unseren Kater aus.
Jeglicher Kunststoff wird daher in die Küche verbannt und die ist für Elvis No-Go-Area.
Auch andere Katzen fressen Plastik
Zum Glück bin ich nicht allein. Auch andere Samtpfoten finden Plastik ausgesprochen lecker. Welche Kunststoffe werden Katzenkreisen gern gegessen? Hier eine kleine Aufzählung:
- Bonbonpapier
- Duschvorhänge
- Plastiktüten
- Plastikbecher
- Plastikstrohhalme
- Plastikfolie
- Aufreißfäden aus Plastik
- Plastikfolie, in der Zeitschriften eingeschweißt sind
- Spielzeugteile aus Plastik
Das Pica-Syndrom bei Katzen
Wenn eine Katze Plastik frisst, spricht man vom sogenannten „Pica-Syndrom“. Mit „Pica-Syndrom“ wird eine Essstörung bezeichnet, bei der jemand freiwillig Substanzen zu sich nimmt, die nicht als Nahrung geeignet sind: Erde, Sand, Papier, Textilien oder eben auch Plastik. Auch das Ablecken oder Herumkauen auf unverdaulichen Dingen gehört dazu.
Entscheidend ist der absichtliche Verzehr – also nicht, wenn eine Katze aus Versehen einen Fremdkörper verschluckt oder ein Kätzchen aus reiner Neugier an etwas Unverdaulichem nascht.
Der Begriff Pica-Syndrom geht auf den lateinischen Namen für Elster, Pica pica zurück. Die Elster ist ein Vogel, dem nachgesagt wird, dass er alle möglichen Dinge stiehlt.
Nicht nur Samtpfoten, sondern auch andere Heimtiere und sogar Menschen (meist Kleinkinder) können vom Pica-Syndrom betroffen sein.
Pica-Syndrom: Ursachen
Viele Katzenhalterinnen und Katzenhalter geben sich große Mühe, gutes Futter für ihren Liebling auszusuchen. Warum frisst eine Katze dann etwas, das keinerlei Nährwert für sie hat?
Die Wissenschaft hat sich an verschiedenen Erklärungsmodellen für das seltsame Essverhalten versucht:
- Wenn ein Kätzchen zu früh abgestillt wurde oder zu früh von Mutter und Geschwistern getrennt wurde, kann es im Erwachsenenalter zu einer Essstörung kommen
- Genetische Ursachen: Orientalische Rassen wie Siam- oder Burmakatzen scheinen häufiger vom Pica-Syndrom betroffen zu sein
- Auch Nährstoffmangel oder eine andere körperliche Erkrankung kann in Frage kommen
- Pica kommt bei Wohnungskatzen offenbar häufiger vor, also könnte auch Langeweile dahinterstecken
- Auch andere psychische Probleme wie großer Stress können zu einem veränderten Essverhalten führen
Als Elvis zu uns kam, war er psychisch ganz schön „durch den Wind“. Er war nicht nur extrem ängstlich, sondern hatte auch eine kahle Stelle am Bein, verursacht durch zwanghaftes Lecken. Die kahle Stelle verschwand ziemlich bald und auch die Angst wurde nach und nach besser. Seine Vorliebe für Plastik jedoch blieb.
Unwiderstehliche Stoffe im Plastik
Ich habe deshalb den Verdacht, dass bestimmte Substanzen im Plastik sind, die es für Katzen unwiderstehlich machen. Für meine Theorie spricht, dass Elvis bestimmte Kunststoffe ganz klar bevorzugt: In erster Linie sind das dünne und durchsichtige Folien.
Die Weichmacher im Kunststoff können Stearinsäure aus tierischen Fettsäuren oder Maisstärke enthalten, wie Miriam Knischewski auf ihrem Blog Katzenfieber schreibt. Ähnliches gilt für Gleitmittel, die verhindern sollen, dass Plastiktüten aneinanderkleben. Katzen schätzen den Geschmack dieser Substanzen offenbar sehr.
Für mich klingt das plausibel. Hinzu kommt, dass Plastik auf der Hitliste von Pica-Katzen offenbar ganz oben steht. In ihrer Hausarbeit Das Pica-Syndrom bei Hauskatzen hat die Autorin Michaela Asmuß die Halterinnen und Halter von 27 betroffenen Katzen befragt. Ihre Untersuchung ergab folgendes Ranking:
- Plastik: 17 Katzen
- Gummi oder Latex: 14 Katzen
- Wolle: 7 Katzen
- Sonstiges: 5 Katzen
- Schnürsenkel/Fäden: 5 Katzen
- Papier: 3 Katzen
- Stoff: 2 Katzen
Asmuß nennt einige Studien, die vermuten lassen, dass Weichmacher der Auslöser für die seltsame Vorliebe ist. Gummi und Latex enthält ebenfalls oft Weichmacher – und diese Materialien stehen auf Platz zwei der Pica-Hitliste.
Plastik fressen kann gefährlich werden
Im schlimmsten Fall kann der verschluckte Kunststoff den Magen-Darm-Trakt verletzen. Auch ein lebensgefährlicher Darmverschluss ist möglich. Zum Glück sind aber die meisten verschluckten Fremdkörper harmlos und werden auf natürlichem Wege ausgeschieden.
Nicht auf eigene Faust herumdoktern
Wenn Ihr den Verdacht habt, dass eure Katze Plastik oder etwas anderes Unverdauliches gefressen hat, solltet ihr euch mit eurer Tierarztpraxis in Verbindung setzen. Bitte verabreicht eurer Mieze keine Abführmittel oder Brechmittel auf eigene Faust. Fragt unbedingt vorher eure Tierärztin oder euren Tierarzt um Rat.
Außerdem solltet ihr für die nächsten Tage den Kot eurer Katze auf das verschluckte Teil hin überprüfen.
Maßnahmen zur Vorbeugung
Es werden verschiedene Maßnahmen empfohlen, um das Fressen von Plastik zu unterbinden. Manche Expertinnen und Experten raten zu einer Verhaltenstherapie oder sogar zum Einsatz von Psychopharmaka.
Solche Medikamente haben allerdings starke Nebenwirkungen und schaden m. E. mehr als sie nutzen. Ich würde meinem Kater auf keinen Fall Psychopillen geben, nur weil er Plastik frisst.
Oft wird gegen die Langeweile ein Katzenkumpel empfohlen. Auch das ein eher fragwürdiger Rat, denn eine neue Katze im Haus kann den Stress noch verstärken. Besser, ihr versucht erst einmal, eure Katze mehr zu beschäftigen. Im Artikel „Meine Katze spielt nicht!“ Die 6 wichtigsten Gründe für mangelnde Motivation findet ihr einige Anregungen.
Die beste Maßnahme, um Plastikfressen zu vermeiden, ist zwar etwas mühsam, aber sehr effektiv: Lasst nichts herumliegen! Das gilt natürlich auch für alle anderen Dinge, die eure Mieze nicht erwischen sollte.
Eure Erfahrungen?
Jetzt interessieren mich eure Erfahrungen: Frisst eure Mieze auch manchmal unverdauliche Dinge? Hat sie schon einmal einen Fremdkörper verschluckt? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!
Bild © luckat
20 Kommentare
Ich habe vor einem halben Jahr einen Kater adoptiert, 3 Jahre alt, Vorgeschichte unbekannt, der sehr gerne an Plastikfolien schleckt. Auffallend ist jedenfalls, dass er es bevorzugt am Morgen macht, bevor wir aufstehen und ihm sein Futter geben. Auch am Abend, während wir kochen und er weiß, dass er bald was bekommt, aber da deutlich weniger. Mir ist es immer so vorgekommen, als tröstete er sich damit, bis es eben was „Echtes“ zu fressen gibt. Was mit deiner Theorie jedenfalls gut zusammenhängen würde, dass es denen auf eine Art schmeckt. Auch scheint die Futtermenge wenig Unterschied zu machen, ich gebe ihm mehr als am Anfang aber es hat keine Auswirkung auf das Verhalten.
Heute hat er allerdings zum ersten Mal wirklich daran gekaut und, soweit ich beurteilen kann, ein wenig geschluckt. Ich mache dafür die Zeitumstellung verantwortlich, er muss jetzt ja noch länger auf das Frühstück warten. Mal sehen, ob es sich wieder legt, wenn er besser daran gewöhnt ist. Inzwischen alles gut versteckt. Danke für den Artikel!
Hallo Max,
vielen Dank für deinen Kommentar 🙂 Elvis macht die Zeitumstellung und die „längere Wartezeit“ auf sein Futter auch gerade ein wenig zu schaffen.
Liebe Grüße
Bärbel