Hunde gelten als gehorsam – Katzen eher nicht. Sie werden als charakterstarke Mitbewohner wahrgenommen, die in erster Linie ihrem eigenen Kopf folgen. Im Kern trifft dies auch zu. Doch geduldige „Dosenöffner“ können auch ihre Katzen erziehen und ihnen sogar beibringen, auf Signale zu reagieren. Dafür braucht es aber die richtige Motivation.
Katzenerziehung bedeutet ganz allgemein, ein gewünschtes Verhalten beim Tier zu fordern und zu fördern. Grundsätzlich sollte eine Katze beispielsweise stubenrein sein und nicht die Möbel zerkratzen – möglich ist darüber hinaus aber auch das Gehorchen auf Wörter und Zeichen.
Katzen hinterfragen Kommandos
Dr. Katja Oelmann, Leiterin einer Tierarztpraxis für Katzen- und Verhaltensmedizin, kennt dabei den zentralen Unterschied zum Umgang mit Hunden: „Hunde sind mittlerweile sehr an die Menschen angepasst und folgen bereitwillig auf Training. Eine Katze behält dagegen stärker ihren eigenen Kopf und hinterfragt mehr, warum sie ein bestimmtes Verhalten zeigen soll. Statt ‚Mach Sitz!‘ ist es hier mehr ein Nachfragen, ob sie Lust hat, sich hinzusetzen, verbunden mit einer Motivation.“
Halter sollten sich daher zwei Fragen stellen, wenn eine Katze einzieht: Was für ein Verhalten erwarte ich von meiner Katze? Und wie kann ich sie motivieren? „Als Motivation braucht es immer eine Form von positiver Verstärkung – welche allerdings am besten funktioniert, unterscheidet sich individuell. Bei einigen Tieren funktioniert Streicheln, andere brauchen gemeinsames Spielen als Belohnung oder es ist eben doch das klassische Leckerchen“, sagt die Ärztin.
Medical Training und Gewöhnung an die Transportbox
Tatsächliches Training in Form von kurzen und regelmäßigen Übungen ist in erster Linie sinnvoll, um die Katze an die tägliche Pflege und Tierarztbesuche zu gewöhnen. „Zum Medical Training gehören etwa Fell- und Krallenpflege und das Gefühl, an verschiedenen Stellen berührt und abgetastet zu werden, vor allem Ohren, Augen, Maul und Pfoten“, sagt Dr. Oelmann. Durch regelmäßige kleine Übungen verbindet die Katze etwas Positives damit – dann verläuft auch der tatsächliche Tierarztbesuch meist entspannter.
Ebenso lohnt sich die Gewöhnung an eine Transportbox, um die Katze stressfrei zu transportieren. Die Box wird dafür in der Wohnung aufgestellt und beispielsweise beim Spielen mit eingebunden, sodass die Katze sie Schritt für Schritt als ihren sicheren Rückzugsort erkennt und annimmt.
Dr. Oelmann empfiehlt, mit dem Training und der Erziehung schon früh zu beginnen: „Es ist im Grunde wie bei uns Menschen: Je jünger das Tier, desto schneller erlernt es neue Dinge. Letztendlich lernt eine Katze aber lebenslang und kann auch als Seniorin noch Neues aufnehmen. Dann braucht es bloß mehr Geduld. Wichtig ist außerdem, dass man mit den Übungen nicht aufhört. Selbst wenn die Katze etwas beherrscht, braucht es regelmäßiges Training, damit das auch so bleibt.“
Gehorchen aufs Wort oder Signal
Wie Hunde können auch Katzen auf Wörter oder andere Signale trainiert werden. Bei der Katze muss dabei ein Verständnis entstehen, warum sie eine gewünschte Handlung ausführen sollte, und es braucht entsprechend wieder eine positive Verstärkung.
Grundsätzlich sinnvoll sind etwa ein Ruftraining, damit die Samtpfote auf ihren Namen reagiert und kommt, oder ein Unterlassungssignal, um mit etwas aufzuhören. „Wichtig ist, dass das gewünschte Verhalten belohnt wird. Wenn also gerade die Couch zerkratzt wird, dann sollte man nur belohnen, wenn die Katze auf das Signal zum Unterlassen reagiert hat“, ergänzt die Tierärztin. „Dabei sollten Halter aber immer bedenken, dass das Tier ja einen Grund für das Kratzen hat. Entsprechend braucht die Katze eine attraktive Alternative, etwa einen Kratzbaum, an der sie ihre Krallen auf diese Art pflegen darf.“
Das gemeinsame Training erzieht aber nicht nur die Katze und fordert sie mental, sondern es sorgt durch die gemeinsame Beschäftigung auch für eine stärkere Verbindung zwischen Halter und Heimtier. Bleibt die Katze neugierig und versteht, was von ihr verlangt wird, dann können auch kompliziertere Handlungen trainiert werden.
Ein attraktives Umfeld ist unerlässlich
Katzen behalten trotz des langen Zusammenlebens mit Menschen ihre Eigenständigkeit bei. Daher gibt es einige typische Verhaltensweisen, die sie instinktiv oder bereits über ihre Mutter oder andere Artgenossen erlernen und die nicht in dem Sinne weiter trainiert werden müssen.
„Als Halter kann ich darauf aufbauen und muss nur die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Wenn etwa ausreichend saubere, attraktive Katzentoiletten vorhanden sind, dann werden die Katzen diese auch benutzen“, erklärt Dr. Oelmann.
Wenn sie dennoch unsauber werden, versuchen die Tiere ihren Besitzern mitzuteilen, dass es ihnen nicht gut geht oder sie ein massives Problem haben. Denn Katzen müssen in Summe genügend lebenswichtige Ressourcen angeboten werden, um unerwünschtes Verhalten zu vermeiden. Ebenso sollten ausreichend Kratzmöglichkeiten zur Krallenpflege vorhanden sein: „Wenn ich die Lieblingsorte meines Tieres kenne und da eine geeignete Möglichkeit zum Kratzen anbiete, dann sind die Möbel in der Regel sicher.“
Quelle: IVH; Bild: © Shutterstock, fantom_rd