Du hast eine Katze bei dir aufgenommen – doch anstatt mit dir zu schmusen und zu spielen, sitzt sie in ihrem Versteck und traut sich nicht raus? In diesem Artikel bekommst du hilfreiche Tipps, wie du eine ängstliche Katze eingewöhnen kannst. Diese Tipps haben auch bei meinem scheuen Kater Elvis gut funktioniert.
Inhaltsübersicht
- Warum hat deine Katze Angst?
- Woran erkennst du, dass eine Katze Angst hat?
- Tipp 1: Respektiere ihr Versteck
- Tipp 2: Normaler Alltag – mit Einschränkungen
- Tipp 3: Sprich mit deiner Katze
- Tipp 4: Lächle sie an – auf Katzenart
- Tipp 5: Nicht anfassen
- Tipp 6: Gib deiner ängstlichen Katze Zeit
Warum hat deine Katze Angst?
Anstatt schnurrend auf deinem Schoß zu sitzen, hockt deine neue Mitbewohnerin hinter der Schrankwand und traut sich nicht raus? Bitte nimm das nicht persönlich, es liegt höchstwahrscheinlich nicht an dir.
Katzen sind Gewohnheitstiere. Eine neue Umgebung, neue Menschen, neue Gerüche, vielleicht auch andere Artgenossen – all das kann einer Mieze ganz schön Angst machen. Ein Umzug in ein neues Zuhause ist für die meisten Katzen mit Stress verbunden.
Wenn deine Samtpfote aus dem Tierheim stammt, hat sie vielleicht schon schlechte Erfahrungen mit Menschen hinter sich und ist deshalb sehr furchtsam. Doch das muss nicht so bleiben. Mit etwas Geduld tauen auch scheue Stubentiger auf.
Woran erkennst du, dass eine Katze Angst hat?
Ob eine Katze Angst hat, lässt sich am Verhalten, der Körpersprache und der Mimik erkennen. Eine ängstliche Katze versteckt sich und verhält sich ruhig. Wenn sie das Versteck verlassen muss, macht sie sich klein. Dadurch wirkt sie für ihr Gegenüber weniger bedrohlich und vermeidet so einen möglichen Angriff.
Weitere Merkmale für Angst bei einer Katze:
- Ihre Körperhaltung ist geduckt
- Ihre Ohren sind angelegt sowie nach hinten und unten gerichtet
- Die Augen sind weit geöffnet und die Pupillen sind groß
- Die Schnurrhaare sind flach nach hinten angelegt
Um die Stimmung deiner Katze richtig einzuschätzen, musst du immer den Kontext, also die Gesamtsituation betrachten. So kann eine Katze zum Beispiel auch deshalb erweiterte Pupillen haben, weil gerade wenig Licht da ist. Oder sie versteckt sich, weil sie gerade einen spielerischen Angriff auf ihren Dosenöffner plant 😉.
Wie kannst du deinem ängstlichen Stubentiger nun die Scheu nehmen? Hier ein paar Verhaltensregeln, mit denen ich selbst gute Erfahrungen gemacht habe:
Tipp 1: Respektiere ihr Versteck
Die Transportbox geht auf und die Katze flüchtet ins nächstgelegene Versteck. Das ist nichts Ungewöhnliches und so war es auch bei uns. Elvis verbrachte die erste Nacht in seinem neuen Zuhause unter der Couch. Dort blieb er bis zum Abend des folgenden Tages.
Es kann durchaus mehrere Tage dauern, bis sich eine ängstliche Katze aus ihrem Versteck traut. Stelle sicher, dass sie freien Zugang zu Wasser, Futter und Katzenklo hat und lasse sie ansonsten in Ruhe. Wahrscheinlich wird sie nachts etwas fressen und die Toilette benutzen. Es ist wichtig, das Versteck unbedingt zu respektieren, denn nur hier fühlt sich das Tier einigermaßen sicher. Geht man der Katze nach und stört sie, wird sie ein anderes Versteck aufsuchen. Die Situation wird dadurch nicht besser.
Wichtig: Riskante Verstecke solltest du verbarrikadieren, bevor Du die Katze holst.
Tipp 2: Normaler Alltag – mit Einschränkungen
Als wir unseren Kater Elvis aus dem Tierheim holten, bekamen wir von der Tierpflegerin den Rat, nichts an unserer häuslichen Alltagsroutine zu ändern. So würde sich das Tier am schnellsten eingewöhnen. An diesen Rat haben wir uns im Großen und Ganzen gehalten. Den Staubsauger habe ich allerdings in der ersten Woche nicht eingeschaltet. Die meisten Katzen hassen Staubsauger und man muss den neuen Mitbewohner ja nicht gleich einer Schocktherapie unterziehen.
Tipp 3: Sprich mit deiner Katze
Eine Katze kann an der Stimme erkennen, ob man ihr wohlgesonnen ist, oder nicht. Jedes Mal, wenn du an ihrem Versteck vorbeikommst, solltest du ein bis zwei (oder auch drei) nette Sätze zu ihr sagen. Auch wenn du dir dabei vielleicht ein wenig seltsam vorkommst, es wirkt!
Tipp 4: Lächle sie an – auf Katzenart
Katzen lächeln, indem sie mit den Augen blinzeln. Wenn die Katze aus ihrem Versteck herauskommt, kannst auch du mit den Augen blinzeln. So signalisierst Du ihr, dass sie bei freundlichen Menschen gelandet ist. Vermeide ansonsten direkten Augenkontakt, denn Anstarren ist in der Katzensprache eine aggressive Handlung.
Tipp 5: Nicht anfassen
Am liebsten möchte man so ein ängstliches Fellbündel gleich auf den Arm nehmen und streicheln. Nicht machen! Um Vertrauen zu schaffen, sollte der erste Körperkontakt unbedingt von der Katze ausgehen. Warte ab, bis sie deine Nähe sucht. Auch Lärm und ruckartige Bewegungen können scheue Katzen erschrecken. Je ruhiger du es angehen lässt, desto schneller wird deine Katze „auftauen“.
Tipp 6: Gib deiner ängstlichen Katze Zeit
Das Wichtigste im Umgang mit ängstlichen Katzen ist Geduld. Nachdem Elvis unter der Couch hervorgekommen war, verbrachte er zwei Wochen lang die meiste Zeit auf der Couch – unter einer Decke. Auch mit Rückfällen musst du rechnen. Doch das Warten lohnt sich. Nachdem Elvis seine Ängste abgelegt hatte, kam ein ausgesprochen selbstbewusster Kater zum Vorschein, der genau weiß, was er will.
Dieser Beitrag wurde am 26. September 2022 überarbeitet.
Foto: © Adobe Stock / Gioia
260 Kommentare
Hallo Bärbel!
Ich habe bereits seit 40 Jahren Katzen, meine also Erfahrung zu haben. Bisher hat auch immer alles bestens geklappt.
Nun habe ich vor 4 Wochen nach dem Tod meiner geliebten Gina zwei Fellnasen aus einem kleinen, privaten Tierheim geholt. Eine Katze (ca. 18 Monate alt) und ihren Sohn (ca. 7 Monate alt).
Leider sind sie sehr scheu und ängstlich und verkriechen sich tagsüber unter der Wohnzimmercouch. Nachts kommen sie zum Fressen hervor und benutzen das Katzenklo. Hin und wieder schlecken sie Leckerlis von meinen Fingern, wenn ich mich auf den Boden vor der Couch lege. Sobald ich mich – ganz ruhig und langsam – aufsetze, sind sie wieder weg. Einmal habe ich sie nachts beim Fressen „ertappt“ – unvorstellbar, wie panisch sie geflüchtet sind!
Ich spreche ruhig mit ihnen und bedränge sie nicht, trotzdem haben sie panische Angst. Ich lebe mit meinem Mann in einem Haus mit Garten und würde sie gern hinauslassen, daran ist aber aktuell absolut nicht zu denken.
Alle möglichen Eingewöhnungstipps habe ich schon probiert, Feliway-Stecker und -Spray sind vorhanden…
Ich bin ziemlich ratlos – vielleicht gibt es aber doch ein paar Tricks, wie ich in guten Kontakt zu den beiden komme.
Danke für deine Antwort!
Hallo Carmen,
ja, Katzen überraschen einen immer wieder – auch wenn man sehr viel Erfahrung hat, so wie du. Ich finde, das läuft doch schon sehr gut: Sie fressen, benutzen die Toilette und nehmen Leckerlis an 🙂
Gibt es denn möglicherweise etwas in der Umgebung, was den beiden Katzen Angst machen könnte? Ein Hund oder andere Katzen in der unmittelbaren Nachbarschaft? Eine Baustelle?
Wenn du das ausschließen kannst, würde ich so weiter machen, wie bisher. Rauslassen solltest du sie noch nicht, aber das weißt du sicher selbst.
Viel Erfolg und liebe Grüße
Bärbel