Ein Tierheim in den USA sucht ein neues Zuhause für die „schlimmste Katze der Welt“ und landet damit einen viralen Hit. Warum ich diese Vorgehensweise zwar ganz witzig, irgendwie aber auch fragwürdig finde.
Seit einigen Tagen macht das Facebook-Posting eines US-amerikanischen Tierheims im Internet die Runde: Mitchell County Animal Rescue sucht ein Zuhause für Perdita, die „schlimmste Katze der Welt“. Auch deutsche Medien, wie zum Beispiel die Welt oder der Spiegel haben das Thema auf ihren Online-Portalen aufgegriffen.
Angeblich hasst Perdita die Farbe Pink, Kätzchen, Hunde, Kinder, die Band Dixie Chicks, Disney-Filme, Weihnachten und steht überhaupt nicht auf Umarmungen. Welt online zitiert Tierheimchefin Amber Lowery mit folgenden Worten: „Ich schaue sie gerade an, und sie rollt sich in ihrem kleinen Bett und sieht dabei so süß und knuffig aus, aber sobald Sie versuchen, sie zu streicheln, schlägt sie Sie“. Stattdessen liege Perdita gern in dunklen Ecken auf der Lauer, liebe es, „in Ihre Seele zu starren, bis Sie das Gefühl haben, sich nie wieder freuen zu können“ und verkaufe das Tierheim-Personal für dumm, indem sie sich krank stellt. Dabei sei sie gar nicht krank, sondern nur ein Arschloch, wie der Tierarzt festgestellt haben soll.
Wegen all dieser negativen Eigenschaften würde am besten eine „sozial inkompetente“ Person als neuer Besitzer zu ihr passen. Auf die Vermittlungsgebühr würde man verzichten, schreibt das Tierheim.
Witzig, oder?
Wenn man durch die Facebook-Seite des Tierheims scrollt, wird ziemlich schnell klar, dass das Posting über die „Schlimmste Katze der Welt“ ironisch gemeint ist, zumal das Mitchell County Animal Rescue auch Fotos postet, auf denen Perdita einfach nur niedlich aussieht.
Dennoch habe ich aus mehreren Gründen Bauchschmerzen dabei:
Es gibt genug Spinner da draußen
Leider gibt es auf dieser Welt nicht nur Katzenfans. Es gibt genug Menschen, die wirklich „sozial inkompetent“ sind und Tieren fürchterliche Dinge antun. Katzenhasser und Tierquäler rechtfertigen ihr Treiben oft genug damit, dass die Katze „böse“ oder „schlimm“ gewesen sei. Doch „böse“ ist oft eigentlich nur ganz normales Katzenverhalten.
Perdita ist eine ganz normale Katze
Katzen verhalten sich nicht immer so, wie wir Menschen es gerne hätten. Wer von einer Katze erwartet, dass sie alles gut findet, was wir so machen oder gar bedingungslosen Gehorsam erwartet, sollte sich besser einen Hund zulegen. (Das bedeutet natürlich nicht, dass man Hunde nicht hundgerecht oder gar schlecht behandeln darf). Auch mein friedlicher Elvis zeigt mir manchmal die Rote Karte, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. Sein Bauch zum Beispiel ist absolute Tabuzone und wird notfalls mit Zähnen und Krallen gegen Anfassen verteidigt.
Dass Perdita Kinder und Hunde nicht leiden kann, liegt wahrscheinlich daran, dass sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hat. Kinder und Katzen kommen unter normalen Umständen wunderbar miteinander aus – und auch mit dem Hund kann es mit etwas gutem Willen klappen.
Katzen können nicht „krank spielen“
Dann wird auch noch behauptet, Perdita würde „krank spielen“, sei aber in Wahrheit nur ein Arschloch. Hoffentlich ist auch das nur ein missratener Scherz. Was, wenn das Tier wirklich krank ist, und der Tierarzt der Depp? Katzen können ihren Dosenöffnern zwar sehr glaubwürdig vormachen, dass sie kurz vor dem Verhungern sind – aber sich krank stellen können sie nicht. Im Gegenteil, Katzen sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Und es soll auch schon Tierärzte gegeben haben, die eine falsche Diagnose gestellt oder eine Krankheit nicht erkannt haben…
Es gibt keine Arschlochkatzen
Auch wenn es witzig gemeint ist, ich habe einfach ein ungutes Gefühl dabei, wenn jemand ein Tier als „schlimm“ oder als „Arschloch“ bezeichnet. Für mich gibt es keine Arschlochkatzen – bei den Menschen bin ich mir da manchmal nicht so sicher 😉
Bild: Facebook-Screenshot
3 Kommentare
Ich stimme dir da auch zu. Es kommt immer darauf an, was das Tier an Erfahrungen gemacht hat.
Ich war letztens mit meinem Kater beim Tierarzt. Er musste kastriert werden. Als ich ihn abgeholt hatte, fragt mich der Tierarzt, ob er mich denn auch anfauchen würde. Mich hat er noch nicht angefaucht. Er meinte dann, ach die getigerten Rassen haben eh ein an der Klatsche.
Die Äußerung fand ich nicht schön. Der Kater steht nun mal unter einer Stresssituation, kein Wunder das er faucht.
Ich war echt enttäuscht vom Arzt.
Lieben Gruß
Mel
Hi Mel,
den Spruch finde ich unmöglich! Er soll froh sein, dass dein Kater ihn nicht gebissen hat – also wirklich 🙁
Gute Besserung für den Kater und liebe Grüße 🙂
Bärbel
Wir stimmen dir zu. Obwohl es sich auf den ersten Blick wie ein Gag anhört, glauben wir nicht, dass diese Art von Werbung der Sache der Katzen dient, darauf warten, adoptiert zu werden.